OSTINGERSLEBEN – DIE
ERSTE BESIEDLUNG
Wenn wir heute (2009) über das bevorstehende Jubiläum
zur 850 Jahr – Feier unseres Dorfes sprechen, dann müssen
wir uns auch darüber klar sein, dass es sich hierbei „lediglich“ um
die urkundlich nachgewiesene Besiedlungszeit handelt.
Ca. 4.000 v. Chr. gab es in unserer mitteldeutschen Heimat mal
wieder einen Klimawandel. Die Temperaturen gingen zurück und
die Luftfeuchtigkeit nahm stark ab. Der bis dahin vorhandene Urwald
verlor seinen subtropischen Lebensraum. Die Landschaft wurde frei
und der Boden erfuhr eine fruchtbare Umwandlung.
So waren die Bedingungen geschaffen, um die Menschen sesshaft
werden zu lassen. Sie begannen mit dem Feldbau und mit der Viehzucht.
Unsere dörfliche Heimat ist Bestandteil einer langen Kette
von alten Wohngebieten, die auf dem breiten Lößband
am Nordrand der deutschen Mittelgebirge festzustellen sind, hatte
Reinhold Tiedge, der große Chronist von Ostingersleben,
erkannt. Er stellte weiter fest:
„
Im Raum Ostingersleben waren diese Voraussetzungen erfüllt.
Nach den bisherigen Feststellungen kann man drei Stellen annehmen,
die in der Jungsteinzeit (die Zeit bis 2000 v. Chr.) besiedelt
worden sind:
a) bei den beiden Quellen des heutigen
Dorfteiches (der ehemalige
Schulhof und heutige Spielplatz, südwestlich der Kirche)
mit
Begräbnisplätzen auf dem Uhrsleber Berg,
b) bei den Breitenhalbenteichquellen mit Begräbnisplätzen
auf dem
"Wiesenacker",
c) bei dem "Spring" auf dem späteren "Tiedgenanger" und
am späteren Welkengraben mit Begräbnisplätzen auf dem
Uhrsleber Berg.“
Die archäologischen Funde auf dem Uhrsleber Berg belegen diese These.
Hier wurden verschiedene Werkzeuge und Waffenteile gefunden.
Für die erste urkundliche Erwähnung galt lange Zeit
das Jahr 1279. Kantor Bock aus Emden in seiner „Heimatkunde
des Kreises Neuhaldensleben“ von
1920 und der Nordgermersleber Peter Wilhelm Behrends in der „Neuhaldenslebischen
Kreis = Chronik“ von 1826 führen dieses Jahr der Ersterwähnung
in ihren Hauptwerken, mit Bezug auf eine Urkunde des Klosters Neu-Ammensleben.
Inzwischen ist aber bekannt und belegt, dass bereits aus dem Jahre
1160 eine Urkunde existiert, die auf Besitzverhältnisse in
Ostingersleben Bezug nimmt. Die Rheinische Urbare, eine Sammlung
von Güterverzeichnissen der Abtei Werden a. d. Ruhr (heute
ist Werden ein Stadtteil von Essen), beinhaltet auch eine Auflistung
von Ansprüchen des Ludgeriklosters bei Helmstedt gegenüber
Ostingersleben. Das Helmstedter Kloster und die Benediktinerabtei
in Werden wurden bis zu ihrer Säkularisierung 1802/03 in einer
Personalunion geleitet. So ist zu erklären, dass unsere urkundliche
Ersterwähnung im Ruhrgebiet auftauchte.
Das s.g. Villikationsamt in orientalis Ingereslove (Ost-Ingersleben)
war zuständig für die Bewirtschaftung des klösterlichen
Besitzes und für die Abfuhr des Ertrages an den Propst des
Klosters. Von der Ostingersleber Villikation aus wurden auch die
Besitzungen des Helmstedter Klosters in:
Eimersleben, Helse (wüst, nördlich v. Ostingersleben),
Erxleben,
Bregenstedt,
Honstedt (wüst bei Erxleben),
West-Ingersleben (heute: Alleringerslebn, lat. Name in der Urbare:
occidentali Ingereslove),
Susleben (wüst, am Breitenhalbenteich),
Grewingen (wüst, nördl. v. Ostingersleben),
Beendorf,
Bartensleben,
Wefensleben,
Selschen (wüst, bei Neu-Ummendorf) und Siersleben (wüst,
bei Ovelgünne) verwaltet. Dazu kamen 18 Dörfer des s.
g. Balsamgaues, einem Gebiet der südlichen Altmark, begrenzt
durch Ohre, Elbe, Milde und Biese.
Die über Jahrhunderte währende Beziehung zwischen Ostingersleben
und dem Kloster St. Ludgeri hatte auch auf die Siedlungsstruktur
des Dorfes und auf die Entwicklung einzelner Höfe einen direkten
Einfluss.

Kugelamphore vom Uhrsleber Berg, Durchm. 9 cm, Jungsteinzeit (ca.5000
v. Chr.)
(die Beiträge zur geschichtlichen Entwicklung des Dorfes
werden in loser Folge laufend ergänzt)
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